Historisches aus Eilendorf

Ehemalige Lichtspielhäuser in Eilendorf 

Was ältere Eilendorfer noch wissen und die Jüngeren sich kaum vorstellen können, ist der Umstand, dass es noch bis Ende der sechziger Jahre in unserem schönen Dorf mehrere Kinos betrieben wurden.

Zum einen das Astoria-Theater in der damaligen Cockerillstraße 2 (heute von-Coels-Straße) in jenem Gebäude, in welchem bis Anfang dieses Jahres noch eine Netto-Filiale untergebracht war. Man kann dies deutlich an der dort vorhandenen Gebäudefassade erkennen.Die Eröffnung des mit 566 Sitzplätzen bestückten Saales fand am 04.11.1955 statt. Insgesamt hatte es inklusive Foyer eine Fläche von 431 qm. Im Laufe eines Jahres waren durchschnittlich 63000 Zuschauer zu Gast. Das Kino verfügte im Jahre 1958 über zwei sog. Bildwerfer vom Typ Ernemann 10.

Gemeinschaftlich wurde das Astoria-Lichtspielhaus von dem Eilendorfer Hans Blaschke (von-Coels-Str. 42) und dem Aachener Franz Keutmann (damals wohnhaft in der Stolberger Straße) betrieben. Ersterer war seines Zeichens gelernter Filmvorführer. Die dazugehörige Prüfung hatte er bereits am 09.06.1942 in Düsseldorf abgelegt. Mit Hilfe der Firma Kölner Kinotechik Arthur G. Beyer wurde im Laufe der Zeit die Vorführung von Breitbild auf CinemaScope-Lichtton umgestellt.

Da zur damaligen Zeit Halogenlampen noch gänzlich unbekannt waren, befanden sich in den Projektoren kupferummantelte Kohlestäbe. Mit diesen wurde ein Lichtbogen erzeugt. In der Regel bestand ein Film von durchschnittlicher Länge aus 5 Filmrollen von je circa 20 Minuten Spieldauer. Für die zu jener Zeit noch in Kinosälen vorgeführten Wochenschauen und für die Vorschau gab es dabei noch eine gesonderte Filmrolle bzw. in manchen Fällen auch zwei Rollen.  Es wurde zwischen den beiden Filmformaten Normal und Cinemascope (Breitwand) unterschieden. Für jedes dieser Formate war zudem ein anderes auswechselbares Objektiv nötig.

Das Astoria war zusätzlich auch als Ausbildungsbetrieb tätig. Dokumentiert ist dies durch einen am 22. März 1956 gestellten Antrag auf Ausbildung des in Eilendorf an der Adresse Kirchplatz 4 wohnenden Friedrich Kohl (*7.7.1926) durch Herrn Servatius Mingers (von-Coels-Str. 119). Dieser hatte seinerzeit am 18.11.1940 in Köln den Nachweis als Filmvorführer erworben.  Diesem Antrag wurde am 29.März 1956 entsprochen.

Der Niedergang der Eilendorfer Lichtspielhäuser lässt sich an der Reduzierung der Anzahl der Sitzplätze des Astoria-Kinos unzweifelhaft festmachen. Und zwar sank jene von einstmals 566 Sitzplätze im Jahr 1958 auf 492 fünf Jahre später bis hin zu 393 Sitzplätze 1967.

Das größte der ehemaligen drei Eilendorfer Lichtspielhäuser war jedoch das im September 1944 außer Betrieb genommene und am 22.10.1954 wiedereröffnete Central-Theater.

Ebenso wie das Astoria-Kino befand sich jenes am Eilendorfer Markt in der Cockerillstraße 4. Im Jahre 1958 zählte es auf einer Grundfläche von 550 qm mit insgesamt 688 Sitzplätzen jedoch nur 52000 Zuschauer.

Der Inhaber war der aus Höxter-Weser stammenden Kinobetreiber Willy Engelke, welcher parallel zum Central-Theaters noch zwei andere Kinos besaß.Der vormalige Eilendorfer Kaisersaal wurde durch ihn zu einem nun ansprechenden Lichtspielhaus ausgebaut. Als Bildwerfer wurden zwei Richtmaschinen der Marke Philipps FP6 verwendet. Die Entwürfe für das Innengebäude stammen vom Düsseldorfer Architekten Hanns Rüttgers. Der Zuschauerraum war mit damals hochmodernen sog. Hochpoteter-Klappstühlen der Firma Schröder & Henzelmann ausgestattet.

 

Im Großen und Ganzen soll der Zuschauerraum durch eine geschmackvolle Harmonie zwischen Wandbespannungen, Beleuchtungskörpern, Bühnenvorhang und Theaterdecke überzeugt haben.Die kinotechnischen Anlagen sowie die 10 x 4,50 m große Panorama-Bildwand stammen von der Firma Krüger aus Göttingen. Als Geschäftsführer waren Günter und Christel Senner eingesetzt.

Am 29. Juli 1958 schließlich ging das Central-Theater in den Besitz des Schweizer Kaufmanns Alfred Iselin über. Im Zuge der Übernahme ging die Leitung des Hauses auf Herrn Erich Parlow, welcher zudem für die beiden Scala-Lichtspielhäuser in Mönchengladbach und Rheydt- Odenkirchen verantwortlich war.

Foto: Quelle Der neue Fílm 1954 ;Urheber Söhn ;Lizenz unbekannt

Aus diesem Grunde war damals deshalb auch die gesamte Korrespondenz bezüglich des Central-Theaters an das Mönchengladbacher Scala-Theater zu richten.

Das kleinste der ehemaligen Eilendorfer Lichtspielhäuser aber war das  Hansa-Theater in der von-Coels-Str. 62. Aufgeteilt auf zwei sich rechts und links war es mit den beiden Bildwerfern des Types Brauer M5 und M6 ausgestattet.Alles in Allem verteilten sich dort 446 Sitzplätze auf 290 qm. Anno 1958 zählte es 26705 Zuschauer

Verantwortlich für den Betrieb war Frau Martha Blaschke. Nebenbei war sie darüber hinaus gelernte Filmvorführerin. Ihre diesbezügliche Prüfung hatte sie am 18.05.1943 in Düsseldorf abgelegt.

Nach Ende des 2. Weltkrieg war das Hansa-Theater das erste und somit zu diesem Zeitpunkt das einzige Lichtspielhaus in der Gemeinde Eilendorf. Mit Datum vom 8.September 1948 wurde damals von Hans Blaschke die Eröffnung jenes Kinos beantragt. Jener verfügte über laufende Verträge mit den in Düsseldorf ansässigen Verleihern Herzog-Film, Schorcht- Film und Turtna-Film.

Die Termine der Vorstellungen aller Eilendorfer Kinos waren: montags bis freitags um 20:00 Uhr, samstags um 20:00 Uhr und um 22:15 Uhr sowie sonntags um 15:30 Uhr, 18:00 Uhr, 20:00 Uhr wie auch um 22:15 Uhr.

Das Ende der Kinokultur in Eilendorf markiert ein Bericht vom 5.September 1968, in welchem erstmalig nicht mehr aufgeführt ist, dass die drei bisherigen Lichtspielhäuser als Veranstaltungsräume zu prüfen sind. Lediglich der Saalbau Geulen und die Gaststätte Vinken befinden sich auf einer dem Bericht angefügten Liste.

Die Geschichte um das „Apollo“ in Eilendorf

Des Weiteren wurde am 19.02.1953 durch den in der benachbarten Gemeinde ansässigen Unternehmer Heiliger, welcher zudem noch ein anderes Kino betrieb, vertreten durch seine Frau Maria, wohnhaft Reuterweg 21 ein Antrag für die Einrichtung eines Lichtspieltheaters in den Räumlichkeiten des Saalbaus Geulen beantragt. Jenes sollte den Namen Apollo tragen.

Beabsichtigt waren dabei jedoch nur Aufführungen in unregelmäßigen Abständen (zwei bis dreimal im Monat). Vormals wurde ein solcher Antrag bereits schon einmal im Jahre 1946 gestellt.Die unverrückbare Bestuhlung des Saals war für circa 380 Personen ausgelegt gewesen.

Als Antwort auf den gestellten Antrag erhielt die Gemeinde Eilendorf am 23.2.1953 ein Schreiben vom Wirtschaftsverband der Filmtheater NRW e.V., mit welchem dieser versuchte die Antragstellerin davon zu überzeugen, dass ein weiteres Lichtspielhaus in Eilendorf nicht wirtschaftlich sei und damit letztendlich allen Lichtspielhäusern finanziellen Schaden bringen würde, im Besonderen da Eilendorf lediglich 7000 Einwohner habe.

Mit Datum vom 07. März 1953 erwiderte die Gemeinde Eilendorf schriftlich, indem klar gestellt wurde, das zum einen die Anzahl der Einwohner 11000 betragen würde und zum anderen, dass man de facto mit dem gestellten Antrag überhaupt kein weiteres Kino beabsichtige, da keine stationären Bildwerfer verwendet werden sollen. Eine dementsprechende polizeiliche Vorschrift aus dem Jahre 1937 wäre dahingehend auch nicht einschlägig.

Sollten ansonsten keine weiteren Sicherheitsbedenken vorhanden sein, so möge man dem Antrag dann stattgeben. Schlussendlich wurden im Nachhinein für den Saalbau Geulen drei Veranstaltungen in Folge genehmigt, und zwar für den 21., 22., und den 23. Februar 1953. Über weitere Vorführungen ist nichts bekannt.